Total War: Rome II ist das neuste Werk von The Creative Assembly und ist der mittlerweile 8. Ableger der preisgekrönten Serie. Bereits im Jahre 2004 machte die Serie einen Abstecher ins Zeitalter der Römer und war auch damals schon eine Granate unter den Strategie-Games. Man bleibt dem Grundprinzip der Serie treu, allerdings liegen die Unterschiede in vielen meist kleineren Details. Ob der zweite Teil im Römer-Setting ebenfalls wieder ein echter Überflieger ist, versuche ich nun im Test zu erläutern.
Vorab wurde das Spiel wieder mit Vorschusslorbeeren überhäuft, da die Serie bisher nur grandiose Ableger. Gerade in der heutigen Zeit sind solche Spiele eher Mangelware, da die meisten Puplisher eher auf Casual-Games gesetzt haben in den letzten Jahren. Darüber hinaus setzten die Puplisher verstärkt auf Konsolen und Portierungen, was mit Spielen wie Total War: Rome 2 einfach nicht möglich ist. Umso erfreulicher ist, dass der Puplisher Sega hier konsequent weiterhin dem PC treu bleibt.
Total War – eine unverwechselbare Serie
Alle Spiele der Total War Reihe sind im Prinzip gleich: Rundenstrategie auf einer meist großen Weltkarte, auf der man Städte entwickelt, Truppen rekrutiert, mit Agenten / Spionen Attentate oder ähnliches ausführt, Truppen bewegt und sich um die Diplomatie kümmert. Kommt es zu einem See- oder Landgefecht wechselt das Spiel nach kurzem Laden in den Echtzeitmodus, in dem zwei oder mehr Armeen aufeinander treffen und um den Sieg kämpfen. Dabei kämpft man um die Vorherrschaft und erobert Stück für Stück die Karte. Das ist eine zugegebenermaßen sehr knappe Umschreibung des Spielprinzips, welches im Details aber sehr viel umfangreicher ist.
Für Rome II wurde die Epoche 272 v. Chr bis einige Jahre nach Christi Geburt ausgesucht – das goldene Zeitalter der Römer. Die Größe der Spielwelt ist in diesem Ableger der Serie nahezu irrsinnig groß – die Karte erstreckt sichvon komplett Europa, über die nördlichen Teile Afrikas bis hin zu zum vorderen Indien im Westen. Insgesamt über 180 Siedlungen gibt es und 50 Provinzen (1 Provinz besteht aus bis zu maximal 4 Siedlungen). Das ist ein gewaltiger Umfang und stellt auch die größte Karte der gesamten Serie da.
Dementsprechend viele Fraktionen tummeln sich auf der Karte, von denen sicherlich selbst Geschichtslehrer teilweise noch nie gehört haben werden. Insgesamt gibt es 117 verschiedene Fraktionen im Spiel – eine unfassbare Zahl! Die meisten dieser Fraktionen bestehen nur aus einzelnen Städten und in vorherigen Spielen wurden diese meistens schlicht als „Rebellen“ angezeigt. Dieser Umfang ist zwar schön und gut, hat aber auch tatsächlich einen großen negativen Einfluss auf den Spielfluss – mehr dazu später.
Spielbar sind davon allerdings nur ein Bruchteil: Rom (Haus der Julier, Junier und Cornelier), Östliche Reiche (Pontos und Parthien), Arverner, Nachfolger-Königreiche (Makedonien und Ägypten) , Icener, Sueben und Karthago. Wer Total War: Rome II vorbestellt hat kann außerdem noch die griechischen Völker Sparta, Epirus und Athen kontrollieren (per DLC käuflich). Bei der Auswahl des Volks kann man zusätzlich noch unter diversen Familien auswählen. So kann man beispielsweise bei den Römern zwischen dem Haus der Julier, Cornelia oder Junier auswählen – alle haben Unterschiedliche Boni und Nachteile. So hat das Haus der Julier einen 10% Bonus auf Schaden gegen barbarische Einheiten, aber haben gleichzeitig einen 25% Malus auf öffentliche Ordnung bei Anwesenheit von fremden Kulturen.
Los geht’s: der rundenbasierte Modus und die Weltkarte
Die Weltkarte erinnert ein wenig an bekannte Brettspiele wie beispielsweise Risiko, nur mit sehr viel mehr Details. Die Entwickler von Total War: Rome II haben sich sehr viel Mühe damit gegeben, das die Karte schön umgesetzt wurde. Die Landschaften sehen sehr hübsch aus und es wirkt alles sehr stimmig. Kein Wunder, dass man hier so viel Arbeit reingesteckt hat, denn verbringt man den Großteil der Spielzeit auf der Karte. Kennern der Serie werden sofort die Siedlungen auffallen, die diesmal um einiges besser und vor allem größer aussehen. Auch gefällt das Setting besser als die japanische Karte des Vorgängers Total War: Shogun II. Zumindest ging es mir so, dass ich mit dem genialen Shogun II nie so recht warm werden konnte, da einfach die japanische Insel einfach zu fremd war, genau wie sämtliche Einheiten dort. Hier ist es aber anders, da sicherlich die meisten von Galliern, römischen Legionären, Karthago oder Sparta gehört haben. So hat man also meiner Meinung nach einen größeren Bezug zum Setting, was mir persönlich zumindest einen höheren Spaß bereitet.
Besonders gelungen ist diesmal der Einstieg in das Spiel, da hier ein spielbarer Prolog (quasi ein Tutorial) mit an Bord ist. Hierbei geht es um die Samnitenkriege, welche von 341 bis 290 v. Chr andauerten. Schritt für Schritt werden Neulingen hier die grundlegenden Spielmechaniken von Total War: Rome II beigebracht. Aber auch Veteranen der Serie sollten sich den Proglog unbedingt anschauen, da hier unter anderem auch die neuen Features des Spiels gezeigt werden (beispielsweise Provinz-Verwaltung, Bewegungsarten der Truppen auf der Weltkarte). Eingebettet ist das Ganze in eine Story die mittels Spiel-Cutscenes und Gesprächen der Berater auf der Weltkarte erzählt wird. Der Schwierigkeitsgrad steigt dabei stetig an und wird gegen Ende sogar relativ fordernd. Allerdings ist man danach für das eigentliche Spiel (Kampagne) bestens gewappnet. In der eigentlichen Kampagne stehen allerdings ebenfalls Berater mit hilfreichen Tipps bereit und die aufrufbare Enzyklopädie ALLES bis auf kleinste Detail. Besonders schön daran ist, dass die Enzyklopädie dabei auch die geschichtlichen Fakten zu diversen Einheiten oder sonstigen Dingen erklärt. Mir machte es Spaß auf diese Art mein geschichtlichen Wissen aufzufrischen oder zu erweitern. Um Einsteiger wurde sich also bestens gekümmert – keineswegs selbstverständlich bei Spielen von diesem Kaliber.
Neben der Kampagne stehen auch wieder historische Schlachten zur Verfügung (Teutoburger Wald zum Beispiel) und benutzerdefinierte Gefechte und eine Multiplayer-Kampagne. Der beliebte Avatar-Modus aus Shogun 2 ist diesmal nicht mit dabei. Ein schnelles Gefecht kann ebenfalls noch ausgewählt werden. Aber das Herzstück des Spiels ist defintiv die Kampagne.
Das neue Provinzsystem in Total War: Rome II
Nachdem man seine Fraktion für die Kampagne ausgewählt hat geht es auch schon direkt los. Das erste was Veteranen der Serie auffallen wird ist das neue Provinzsystem. Wie bereits erwähnt bestehen Provinzen aus bis zu 4 Siedlungen inkl. Hauptstadt. So besteht aus Roma, Neapolis, Velathri und Ariminum. Hat man als Spieler alle 4 Siedlungen unter seiner Kontrolle, besteht die Möglichkeit sogenannte Provinzerlasse zu aktivieren, die diverse Vorteile mit sich bringen. So kann man beispielsweise die Steuererlöse erhöhen, ohne einen Malus auf öffentliche Ordnung zu erhalten (hohe Steuern führen zu unzufriedener Bevölkerung, die unter Umständen rebellieren kann). Oder aber man veranlasst die Romanisierung – dies verringert etwaige andere Kulturen in den Städten. Dies ist praktisch, wenn man auf Eroberungsfeldzügen ist, denn unterschiedliche Kulturen in den Städten führen zu Unzufriedenheit. Deswegen versucht die KI oft die Kontrolle über komplette Provinzen zu erlangen – Kriege sind damit quasi vorprogrammiert.
Anders als in den Vorgängern teilen sich die Provinzen gemeinsam die Ressourcen, so kann eine Stadt beispielsweise zum Handelszentrum ausgebaut werden, währen eine andere sich auf Nahrung spezialisiert und eine wiederum andere Stadt kann vollgepackt mit militärischen Gebäuden werden. In den Vorgängern konnte man Truppen immer nur jeweils aus der nächsten Stadt rekrutieren und auf deren Ausbildungsmöglichkeiten zugreifen. In Total War: Rome II ist dies anders, denn hier werden Truppen aus der gesamten Provinz angeworben – egal wo sich die Armee befindet. In der Praxis bedeutet dies, dass eine Armee die vor Neapolis steht kann Einheiten anwerben, die nur in der speziellen Kaserne aus Roma rekrutiert werden kann. Sehr schön! Dabei ist es übrigens egal, wo sich die Armee befindet, sie muss nicht zwangsläufig in einer Stadt stehen, um Truppen zu rekrutieren. Eine Neuerung ist ebenfalls auch, dass Einheiten nicht ohne General über die Karte verschoben werden können. In Shogun II war es beispielsweise so, dass man eine Einheit rekrutiert und diese danach von der Stadt automatisch zum General auf der Karte marschiert ist. Dies ist nicht mehr möglich, die rekrutierte Einheit wird nach der „Bauzeit“ direkt in der Armee des Generals hinzugefügt.
Generäle und Armeen
Von der Anzahl der gehaltenen Provinzen ist es auch abhängig, wie viele Generäle (sprich Armeen und Flotten) man ausheben kann. Im Falle der Römer muss man beim Rekrutieren eines Generals erstmal einen geeigneten Kandidaten auswählen. Man muss hier allerdings auf das Gleichgewicht achten, denn die Generäle haben eine Familienangehörigkeit. Sollten Generäle größtenteils aus dem Haus der eigenen Fraktion angehören kann man davon ausgehen, dass früher oder später einer der Generäle durch eine politische Intrige der konkurrierenden Häuser ermordet wird. Wie auch in den Vorgängern haben Generäle eine Stufe, die mit gesammelter Erfahrung erhöht wird. Dabei kann man bei jedem Stufenaufstieg eine neue passive Fähigkeit auswählen und außerdem erhält der General oftmals noch aktive Fähigkeiten für den Echtzeit-Schlachtmodus. Außerdem besitzt der General einen Haushalt-Slot, quasi einen Begleiter der ebenfalls nochmal Boni bringt. Dieser ist austauschbar und man kann gewonnene Begleiter in einem Pool ablegen – so können Generäle stets einen passenden Begleiter zugeordnet bekommen. Das kennt man bereits aus Shogun 2 alles.
Neu ist hingegen, dass die Armeen bzw. Legionen nochmals separat Erfahrung sammelt und bei Aufstieg eine „Tradition“ freischaltet. Diese Traditionen geben Boni auf Moral oder Schaden der diversen Waffengattungen. Aber selbst wenn die Armee ausgelöscht wird, kann die Armee wieder aktiviert werden (natürlich bleiben die getöteten Einheiten weiterhin tot), aber dafür bleiben die Traditionen erhalten. Der Name der Armee und die Schlacht-Standarte sind ebenfalls anpassbar. Ich fand es klasse, dass man dadurch quasi einen Bezug zur Armee aufbaut. So war für mich die „Legio Germanica I“ stets die Speerspitze und quasi meine Elite-Legion und erhielt besondere Aufmerksamkeit. Dagegen ist es allerdings schade, dass die Generäle verhältnismäßig blass wirken dagegen und man keine Beziehung zu ihnen aufbaut – das hätte man vertiefen können Creative Assembly!
Die Armeen in Total War: Rome II bewegt man wie auch in den Vorgängern über die Weltkarte. Allerdings gibt es aber noch einen kleinen, aber feinen Unterschied: man kann einen „Bewegungsmodus“ bzw. Stellung auswählen. Zur Verfügung stehen neben dem normalen Modus noch Gewaltmarsch (kann nicht angreifen, Moral der Truppen sinkt, keine Einheitenmusterung, aber dafür 100% Bewegungsreichweite), Plündern, Hinterhalt und Befestigen. Dies bringt tatsächlich etwas mehr taktischen Tiefgang, der nicht zu unterschätzen ist. Gerade mit Hinterhalt kann man vermeintlich stärkere Armeen in die Knie zwingen. In diesem Modus versucht sich die Armee zu verstecken und sobald eine feindliche Armee auf der Weltkarte an der versteckten Armee vorbei zieht kann man angreifen. In der Praxis bedeutet dies, dass man den Gegner oftmals von den Seiten angreifen kann und dieser vor Beginn des Gefechts seine Gruppen nicht formieren kann. Es macht immer wieder Spaß, den Gegner in eine Falle laufen zu lassen.
Wer will kann auch Gefechte wieder automatisch im Runden-Modus austragen lassen. Dabei wird vorab angezeigt, wieviel % der Truppen überleben könnten und wie die Sieg-Chancen stehen. Dabei kamen bei mir meistens realistische Ergebnisse raus und es gab keinerlei „wie ging denn das?!“-Momente. Wer will kann also komplett auf den Echtzeitschlacht-Modus verzichten.
Die Diplomatie, Missionen und die Familien
Auch bei der Diplomatie hat sich was getan, auch wenn nicht viel. Ehrlich gesagt habe ich die Diplomatie in den Vorgängern oftmals ignoriert, da sie meistens eh nicht so funktionierte wie ich wollte oder einfach unlogisch war in meinen Augen. Diesmal aber funktioniert es tatsächlich besser und die KI ist dabei auch meiner Meinung nach aktiver. Nachdem ich eine Reihe von Provinzen erobert hatte, wurde ich geradezu von kleinen Fraktionen bombardiert mit diplomatischen Anfragen (Nichtangriffspakt, Schutzversprechen, Klientenköngitum – quasi Vasallen). Besonders interessant fand ich dabei teilweise, dass die KI eine drohende Gefahr durch mein expansionistisches Gehabe erkannte. So verbündeten sich mehrere germanische Stämme miteinander, als ich kleinere Stämme eroberte im germanischen Raum. Deren Gegner wiederum versuchten Militärbündnisse mit mir einzugehen. Ansonsten stehen aber noch die üblichen Diplomatie-Optionen zur Verfügung: Handel, Erlaubnis zum Betreten des Gebiets und so weiter. Übrigens: die Vertonung der Gesprächspartner ist klasse, so ist beispielsweise die deutsche Synchron-Stimme von Brad Pitt mit dabei.
Die KI verfügt dabei, je nach Fraktion, über eigene Charakteristiken, die das Handeln bestimmen. Als Beispiel wäre da zum Beispiel defensiv / zuverlässig. Diese KI wird wahrscheinlich nicht einen Krieg beginnen und versucht Verbündete um sich zu scharren, denen die Treue gehalten wird. Eine expansionistisch / unzuverlässige KI wird hingegen bei guter Gelegenheit einen Nichtangriffspakt brechen und angreifen. Gelungen finde ich zudem die Übersicht zu den diplomatischen Beziehungen, hier wird nämlich angezeigt wodurch die Beziehung beeinflusst wird. Langfristige Handelsabkommen geben einen Bonus auf die Beziehung, während eine unterschiedliche Kultur negativ bewertet wird. Wer zum Beispiel den Handelspartner des Landes angegriffen hat, wird dementsprechend eine negative Bewertung erhalten. Das funktioniert aber auch andersrum: wer den Feind angegriffen hat, bekommt dadurch einen Bonus auf die diplomatischen Beziehungen des Landes. Finde ich gut.
Ein anderer Aspekt sind die eingangs erwähnten Familien bei den Römern und deren Einfluss, genannt Gravitas (Einfluss auf das Imperium, Senat und andere Familien). Im Fraktionsfenster bekommt man eine Übersicht über alle Generäle und deren Gravitas und den eigenen Einfluss im Senat. Hier muss man auf die richtige Balance achten, da ansonsten politische Intrigen oder gar ein Bürgerkrieg starten könnten – was darin endet das rebellische Einheiten versuchen die Macht über Rom zu erlangen. Außerdem gibt es teilweise noch kleinere „Events“, bei denen man aus diversen Möglichkeiten eine heraussuchen muss. Leider wird dies nur über langweilige Textfenster präsentiert.
Generell fehlen mir allerdings die vielen, kleinen Videos die man aus den Vorgängern kennt. Zum Beispiel wenn man mit Spionen ein Attentat versuchte kam ein Video, das je nach Erfolg oder Misserfolg unterschiedlich war. Zwar hat man diese Videos sowieso immer übersprungen nach einer Zeit, aber ich hätte es mir dennoch gewünscht, denn sie trugen zur Atmosphäre bei.
Missionen gibt es auch wieder und bringen in erster Linie nur Gold, aber sind dennoch motivierend und richten sich je nach Größe des Imperiums. Muss man anfangs lediglich eine kleine Provinz erobern, wird später verlangt gewaltige Armeen aufzustellen. Zwar ist dies nichts weltbewegendes und wird auch wieder nur über ein Textfenster präsentiert, aber es motiviert nebenbei – auch wenn das Gold gerade später eben nebensächlich wird.
Die Echtzeit-Schlachten
Der andere große Part von Total War: Rome II sind die gewaltigen Schlachten. Die sehen besser aus als je zuvor und wenn dort riesige Heere aufeinander treffen klappen die Kinnladen herunter. Ich habe eigentlich jeden Ableger der Total War Serie gespielt, aber es wird einfach nicht langweilig für mich diese Schlachten zu spielen und es mir anzuschauen. Was Grafik und Sound betrifft erzeugt Rome II eine beeindruckende Atmosphäre, die gerade durch die gute Sprachausgabe nochmals gesteigert wird. Ich habe mich oft dabei erwischt, dass ich einfach nur ganz nahe an das Geschehen gezoomt habe und meinen Truppen beim Kämpfen zugeschaut habe – spannend! Die Spielwelt sieht dabei auch sehr detailreich aus und es gibt viele, unterschiedliche Karten die sich fast nicht wiederholen. Auch die Animationen der Einheiten sind äußert gelungen. Ohne Frage: Rome II ist das schönste Total War das es je gab.
Wirkliche Neuerungen gibt es in diesem Modus nicht, es ist fast alles beim alten. Der neue, aber spielerisch belanglose Filmkamera zoomt beispielsweise ganz nah an die ausgewählte Einheit heran und folgt ihr. Eine andere Neuerung betreffen allerdings Siegpunkte. In den anderen Total War Spielen waren Siegpunkte immer nur in Städten vorhanden (hielt man diesen Punkt für eine gewisse Dauer als Angreifer, gewann man die Schlacht um die Stadt). Diese Siegpunkte gibt es nun auch in gewöhnlichen Schlachten und zwingen damit den Verteidiger dazu sich zu bewegen bzw. anders zu positionieren. So kann man sich als Verteidiger beispielsweise nicht einfach mehr auf einem Berg verschanzen und den Gegner anlaufen lassen unter großen Verlusten. Das ginge zwar immer noch, aber sollte der Gegner versuchen den Siegpunkt einzunehmen statt anzugreifen guckt man ganz schnell in die Röhre.
Ebenfalls neu ist, dass die Sichtbarkeit der Einheit tatsächlich von der Landschaft abhängig ist. Gegner hinter Hügeln können nicht gesehen werden und sind damit versteckt (nicht nur in Bäumen, wie man es bereits kennt). Dies bietet neue taktische Möglichkeiten und erfordert Weitsicht – im wahrsten Sinne des Wortes.
Halbwegs neu sind auch die aktiven Fähigkeiten von Generälen und Einheiten. Der General hat, je nach Stufe, die Möglichkeit diverse Fähigkeiten einzusetzen, die entweder die Moral der eigenen Truppen erhöht, oder die des Gegner verringert beispielsweise. Außerdem besitzen gewöhnliche Einheiten teilweise diverse Fähigkeiten wie brennende Pfeiler, Schildkröten-Formation der Legionäre usw..
Zur Land und zur See
Eine weitere Premiere stellt die Möglichkeit da, erstmals auch kombinierte See und Landgefechte zu führen. So kann man quasi den D-Day nachspielen, nur eben auf römische Art. Per Landungsboot erst an die Stadt heranfahren und danach sieht man die Legionäre aus dem Boot losstürmen…mitten in den Pfeilhagel der gegnerischen Bogenschützen, sofern die Schiffen den Beschuss durch die Ballisten überhaupt überstehen – wow! Da man mit den Landungsschiffen den Gegner auch beispielsweise umfahren kann, und somit eine neue Front eröffnet bringt einen gewaltigen taktischen Tiefgang mit sich. Mir gefällt dies.
Ernüchternd fallen dagegen die reinen Seegefechte aus, was aber auch schlicht an den damals zur Verfügung stehenden Schiffe geschuldet ist. Diese wurden nämlich nicht durch Wind oder Motoren angetrieben in Gefechten, sondern durch reine Muskelkraft der Ruderer. Man verzichtete also darauf den Wind miteinzubeziehen und somit muss man einfach nur entscheiden, ob man den Gegner entert, rammt oder mit Ballisten beschießt. Das sieht zwar alles genial aus, aber spielerisch ist es zumindest für mich eher langweilig und deswegen habe ich diese Gefechte fast immer einfach automatisch berechnen lassen.
Wie immer ist das Spiel zu jeder Zeit pausierbar, was auch dringend nötig ist bei den gewaltigen Massenschlachten. Auf Wunsch kann man die Kontrolle einzelner eigener Einheiten auch der KI überlassen, die eigenständig arbeitet. Dies funktionierte bei mir ohne Probleme und hat mich sogar ein wenig gewundert um ehrlich zu sein. Ansonsten ist alles beim alten bei den Schlachten – was leider auch die gegnerische KI betrifft. Das Niveau schwankte hier von durchschnittlich bis grottig, was aber leider auch ein Markenzeichen der Serie ist. Oftmals wurde die KI erst durch findige Mod-Teams erst wirklich aufgewertet. Ich habe auch schon gelesen, das viele Spieler von Total War: Rome II sich über die KI beklagten, da sie schlicht nicht anständig arbeiten würde. Ich kann es nur teilweise bestätigen, denn größtenteils empfand ich die KI in Ordnung, aber es gibt Luft nach oben. Dies soll aber laut Creative Assembly per Patches noch ausgebessert werden.
Technik
Grafisch gesehen ist Total War: Rome II erstklassig. Die Grafik ist genial, stimmig und erzeugt viel Atmosphäre und die Schlachten sind bombastisch. Auch die Weltkarte ist verziet mit lauter Details und sieht toll aus, hier gibt es keinerlei Dinge die ich kritisieren können. Mir gefallen die neuen, großen Städte die sogar wachsen beim Ausbau sehr.
Auch der Sound gefällt mir sehr, gerade bei den Schlachten erzeugt es hier und da eine Menge Gänsehaut, wenn gewaltige Armeen schreiend aufeinander lostürmen. Bemängelt wurden zwar einige Synchron-Sprecher, da sie den Akzent mancher Länder zu stark betonten, aber ich finde das okay soweit. Mir viel da nie etwas störend auf und ich bin zufrieden. Die Musik geht auch in Ordnung, wobei mir die Musik der Vorgänger besser gefielen und mehr Atmosphäre erzeugten. Aber das ist Geschmackssache.
Die Bedienung ist auch gelungen meiner Meinung nach. Zwar könnten hier und da ein paar Komfortfunktionen eingebaut werden und einige Dinge sind unnötige Klick-Orgien (Stichwort: Elendsviertel der Städte), aber das geht okay. Was mich ein wenig stört sind allerdings die Symbole von baubaren Gebäuden und dem Haushalt der Generäle. Diese sind nämlich nicht wirklich einprägsam und ich muss jedes mal auf den Tooltip schauen und lesen, bis ich gefunden habe was ich möchte. Hier wären eindeutigere Symbole besser gewesen.
Wie auch das römische Imperium hat auch Total War: Rome II eine Schattenseite, die einen großen Einfluss hat. Das Spiel ist ein wahrhaftiger Hardware-Fresser und bringt selbst High-End Rechner derzeit ins Schwitzen. Um die Schlachten auf der maximal möglichen Einstellung zu spielen benötigt man einen Rechner jenseits von gut und böse, wie auch mehrere Tests diverser Hardware-Labore von Games-Magazinen zeigen. Dessen sollte man sich bewusst sein vor dem Kauf, da allzu viele Kunden enttäuscht waren, dass ihr Rechner nicht mithalten konnte. Zwar arbeiten die Entwickler weiterhin an der Performance, aber dies wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen befürchte ich.
Viel schwerwiegender ist allerdings die Tatsache, dass die Runden-Berechnung auf der Weltkarte unverschämt lange dauert. Wie erwähnt berechnet der Computer hier bis zu 117 Fraktionen und das braucht eine Weile, bis dies vollendet ist. So kann es teilweise 1-3 Minuten dauern, bis die Runde beendet ist und in dieser Zeit kann man nichts machen außer zuzuschauen. Man kann nicht mal auf der Karte herum scrollen sondern schaut einfach nur den Symbolen am Bildschirmrand zu, wie sie durchlaufen. Das ist meiner Meinung nach nicht Akzeptabel, da der Großteil der Spieler nicht über irgendwelche Ultra High-End PCs unter dem Schreibtisch stehen hat – aber auch hier hat Creative Assembly versprochen, per Patch Verbesserungen an der Performance nachzureichen.
Natürlich habe ich hier als Blogger kein Hardware-Labor mit unzähligen Rechnern zur Verfügung und habe derzeit nur einen eher durchschnittlichen Rechner zur Verfügung. Derzeit habe ich nur einen Phenom X4 (3,2ghz), eine 66o TI und 8Gbyte RAM und der kam gewaltig ins Schwitzen stellenweise bei Hohen Einstellungen. Man sollte sich vorab unbedingt informieren, ob das eigene System ausreicht oder nicht.
Fazit
Ich bin ein Fan der Serie, das muss ich zugeben. Ich habe bestimmt an die 200-300 Stunden mit den Spielen verbracht in der Vergangenheit und dementsprechend habe ich mich auch auf Total War: Rome II gefreut. Der Runden-Modus macht süchtig und hier greift das selbe System wie bei den Civilization Spielen „eine Runde noch“ und zack ist die Nacht vorbei. Gut, durch die riesige Spielwelt ist der Spielfluss teilweise etwas zäh geraten, aber das ist noch zu verschmerzen.
Ich mag die Gefechte sehr und erwische mich immer noch dabei wie ich einfach nur zuschaue, wie sich die Soldaten auf die Mütze geben und mag all die kleinen Herausforderungen, die mich jedes mal auf den Karten erwartet. Die aktiven Fähigkeiten gehören zwar eher in Spiele vom Kaliber Starcraft, aber dennoch mag ich sie. Oft habe ich mit neuen Taktiken experimentiert und habe versucht die Schwächen des Gegners zu finden…oder ihm Fallen zu stellen.
Ohne Frage, auch das neue Total War macht süchtig und ist ein exzellentes Spiel und ich behaupte auch einfach, dass es in dem Bereich konkurrenzlos ist. Zwar hätte ich mir mehr Neuheiten gewünscht, aber man kann das Rad ja bekanntlich nicht neu erfinden. Das Prinzip hat sich bewährt und wurde konsequent erweitert. Einzig die Präsentation kann ich bemängeln, ich hätte mir stellenweise mehr gewünscht und schnöde Textfenster
Wirklich negativ ist tatsächlich nur die Performance, aber das fällt dafür umso schwerer ins Gewicht. Minutenlang warten, bis die Runde vorbei ist geht einfach nicht. Das muss besser und schneller gehen. Momentan habe ich aufgehört Rome II zu spielen, da ich sehr weit fortgeschritten bin und die Runden wirklich viel zu lange dauern und ich schlicht nicht die Geduld habe. Der Hardware-Hunger ist noch zu verschmerzen bei den Echtzeitschlachten, auch auf mittleren / hohen Einstellungen sieht das Spiel sehr gut aus. Wer jedoch wirklich die maximalen Details haben will wird sehr tief in die Tasche greifen müssen: bei manchen Gefechten gehen selbst PC mit einer GTX Titan samt Intel Core i7 4770K und SSD ziemlich schnell in die Knie.
Die gute Nachricht ist allerdings, das Creative Assembly versprochen hat möglichst wöchentlich Updates / Patches für das Spiel zu veröffentliche und die Performance massiv zu verbessern. Gerade da man nun Zugriff zu den Statistiken der Spieler bzw.zu deren Systeme habe man nun die Möglichkeit das Spiel massiv zu optimieren. Hat zwar einen faden Beigeschmack, das Käufer als Beta-Tester missbraucht werden, aber ich begrüsse dieses Versprechen dennoch sehr und werde auch unter Garantie zu Total War: Rome II zurückkehren in naher Zukunft. Ich vertraue Creative Assembly, dass mittels diversen Patches das Spiel auch ohne GTX Titan oder ähnliches läuft.
Total War: Rome II ist ein wahres Komplexitäts-Monster und es macht einen riesen Spaß. Es ist ein gelungenes Spiel, auch trotz Macken. Ich mag das Setting und es hat eine Menge Flair mit den römischen Legionen die germanischen Stämme zu bekämpfen oder gar Karthago zu erobern. Ich gebe Creative Assembly gerne die Chance die Performance zu verbessern, denn auch Rom wurde ja bekanntlich nicht an einem Tag erbaut. Der 10 Jahre alter Vorgänger Rome gilt bei den Fans der Serie als der Heilige Gral und wird es wohl auch immer noch bleiben, denn Rome II ist nicht der Thronfolger.
Systemvoraussetzungen
Mindest-Voraussetzungen für Total War: Rome II
- Betriebssystem
Windows Vista / Windows 7 / Windows 8 - Prozessor
2 GHz Intel Dual Core Prozessor oder
2.6 GHz Intel Single Core Prozessor - Arbeitsspeicher
2 GB RAM - Grafikkarte
512 MB Direct 9.0c kompatible Grafikkarte (shader model 3) - DirectX 9.0c
- Freier Festplattenspeicher
35 GB - Bildschirmauflösung
1024×768 Pixel
Empfohlene Voraussetzungen für Total War: Rome II
- Betriebssystem
Windows 7 / Windows 8 - Prozessor
Intel Core i5 Prozessor - Arbeitsspeicher
4 GB RAM - Grafikkarte
1024 MB Direct 11 kompatible Grafikkarte - DirectX 11
- Freier Festplattenspeicher
35 GB - Bildschirmauflösung
1920×1080 Pixel