Everquest Next – Die Rückkehr der Voxel-Ritter

Everquest stellte seinerzeit (1999) einen Meilenstein bei den MMORPGs dar und der derzeitige Primus World of Warcraft hatte sich reichlich bedient bei diesem Spiel. Auch Everquest II (2004) war ein äußerst erfolgreiches Online-Rollenspiel und ist immer noch am Laufen, wenn auch als Free2Play mittlerweile. Nicht viele Spiele, die 10 Jahre auf dem Buckel haben sind immer noch da. Viele Weggefährten wie beispielsweise Star Wars Galaxies mussten bereits ihre Pforten schließen. Nun geht Everquest in die dritte Runde und bringt einige äußerst interessante Ansätze mit.

Zugegeben als ich gelesen habe, dass Sony Online Entertainment ein neues MMO ankündigen will musste ich schluchzen, da der Markt einfach hoffnungslos übersättigt ist im Moment. Jeder wollte eine Scheibe ab haben vom fetten MMO Markt – World of Warcraft mit seinen Milliardenumsätzen ist dabei das Vorbild. So viele potentielle „WoW Killer“ sind in den letzten 8 Jahren erschienen, doch keines konnte wirklich am Thron kratzen. Auch Everquest Next wird hier nichts ändern, aber dennoch hebt es sich von anderen Vertretern des Genres ab.

Achtung: Voxel!

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Anders als die meisten anderen Spiele setzen die Macher von Everquest Next auf Voxel, was ziemlich interessante Mechaniken zulässt. Gerade für Landschaften ist die Voxel-Technologie gegenüber zur normalen Polygon-Darstellung im Vorteil – Outcast sagt vielleicht einigen Spielern noch etwas, denn es war mehr oder weniger der Pionier der Voxel-Grafik. Der Clou hinter dem Ganzen ist, dass dadurch die Zerstörung der Umgebung problemlos möglich ist. Einfach mal einen Berg abreißen wie in Minecraft? Kein Problem!

Laut den Entwicklern sollen so neue und frische Ideen ins Spieldesign einfließen können. Einfach mal einen Stollen durch einen Berg graben und dort eine verborgene Quest finden? Oder vielleicht einen Hinterhalt für den Gegner legen bzw. einen künstlichen Engpass bauen? Oder ein Erdbeben, dass die Landschaft durcheinander bringt? Alles kein Problem. Es erinnert dabei ein wenig an Minecraft, denn man kann hier neben dem abreißen der Landschaft auch bauen. Der zerstörerischen Freiheit werden allerdings teilweise Grenzen gesetzt, denn so sollen zum Beispiel Hauptstädte nicht zerstörbar sein – man befürchtet, dass die Städte sonst sehr schnell wie ein Mondkrater aussehen könnten.

Was die KI angeht möchte man ebenfalls frischen Wind ins Genre bringen.

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Statt stur rumzustehen in der Landschaft sollen die NPCs dynamisch umherwandern. Man kennt es ja, die Gegner in MMOs sind meist einfach nur an festgelegten Punkten und machen sonst nichts. In Everquest Next wil man der KI ein wenig mehr Leben einhauchen und sie quasi mit einem flexiblem Tagesablauf ausstatten. Sollen sollen Orks beispielsweise dicht bevölkerte Orte meiden und sich lieber an ruhigen Straßen niederlassen. So etwas finde ich ganz interessant, denn die Welten der aktuellen MMOs fühlen sich alles andere als lebendig an. Außerdem hat man sich scheinbar auf die Flaggen geschrieben, eben nicht wie ein 08/15 MMO zu sein und dies mit Kräften zu vermeiden. Ich persönlich würde dies begrüßen, auch wenn ich da noch skeptisch bin, da man das Rad nicht nochmal erfinden kann. Aber mal ein paar neue Ansätze würde ich mehr als begrüßen, denn die meisten Spiele fühlen sich derzeit zu sehr nach „alles schon gesehen, alles schon gemacht“ an. Da vermisse ich Innovationen, und die Möglichkeiten der Voxel Technik könnten hier eine Menge neuer Möglichkeiten eröffnen.Auch was die Fortbewegung angeht, möchte man wohl mehr Abwechslung bieten. Statt auf seinem Mount zu reiten, soll man ähnlich wie ein Parcours Akrobat durch die Gegend springen und kletten können mittels Doppelsprüngen und co. Ausgefeilte Animationen sollen ebenfalls mit an Bord sein.

Rallying Calls,Klassen und Geschichte von Everquest Next

Auch in Sachen Gruppen Events versucht man Spielern viel zu bieten in Everquest Next. So wurde auch schon ein Beispiel gegeben, für einen möglichen Rallying Call. So soll man zum Beispiel gemeinsam mit anderen Spielern gemeinsam ein Dorf errichten, was nur durch vereinte Kräfte möglich sein soll. Einige kümmern sich um das Bauen, während andere angreifende Monster abhalten. Im Gegensatz zu anderen Spielen mit ähnlichen System (Guild Wars 2 zum Beispiel) sollen diese Events aber dauerhaften Bestand haben, sprich das Dorf wird nicht einfach von Zauberhand verschwinden sondern solange bleiben, bis es zerstört wird.

Grundsätzlich war dies eines der Dinge, die ich in anderen Spielen vermisst habe, da man einfach keinen Einfluss auf die Spielwelt hatte und keine Veränderungen sah oder erlebte. Zwar finde ich die Gruppen Events in Guild Wars 2 gelungen, aber auf die Spielwelt hatte man nie langfristigen Einfluss. Wie die Entwickler von Everquest Next dies aber wirklich umsetzen wollen, bleibt mir schleierhaft.

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Was die Geschichte angeht folgt man ihr einem aktuellen Trend, der gerade im Kino derzeit beliebt ist: Neuauflage. Zwar soll Everquest Next wird in der selben Welt spielen und auch auf vielem basieren, was man bereits aus Everquest I und II kennt, aber es wird sich laut Angaben der Entwickler dennoch deutlich davon unterscheiden. Altbekannte Rassen und Götter wird man treffen, diese werden aber neuinterpretiert werden teilweise. Statt dem aus vielen MMORPGs bekannten Story-Telling (haufenweise Text lesen in langweiligen Textfenstern) will man dem Motto „show don’t tell“ folgen. Star Wars: The Old Republic hat es vorgemacht, wie man es gut hinbekommen kann.

Klassen, Quests und Kampfsystem

Bei Klassen wird man auf Vielfalt setzen, denn es sollen über 40 zur Verfügung stehen. Anfänglich sucht man sich erstmal eine der 8 Starter-Professionen heraus, an die man allerdings nicht ewig gebunden ist, denn man erhält im Verlauf des Spiels noch Zugang zu den anderen 7 Klassen. Außerdem kommen noch weitere Professionen hinzu, die man miteinander kombinieren kann. Diese erlernt man durch alte Schriftrollen oder indem man einen Meister trifft, der willens ist sein Wissen zu teilen. Manche Klassen sind dabei für alle lernbar, während manch andere Klassen Zugangsvoraussetzungen haben, wie beispielsweise die Gesinnung. In Everquest Next ist es nämlich möglich, auch als Bösewicht durch die Welt zu wandern – allerdings reagieren dann NPCs abweisend oder gar feindlich.

Auch beim Kampfsystem ist Flexibilität das große Stichwort, da man hier wieder einmal das starre System aus anderen MMORPGs vermeiden will (Holy Trinity – Tank – Heal – DPS), Guild Wars 2 verfolgt einen ähnlichen Ansatz. Dies spiegelt sich auch im Verhalten der NPC Gegner aus, die laut den Entwicklern eben nicht nur stur auf den Tank eindreschen, während der Rest der Gruppe unbehelligt Schaden austeilt oder heilt. Die NPC sollen durchaus in der Lage sein einzuschätzen, wer gerade zu gefährlich wird von den Spielern. Außerdem sollen sie die zerstörbare Umgebung mit einbinden – Felsbrocken auf die Gruppe brasseln lassen oder andere fiese Überraschungen mitinbegriffen.

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Bei den Quests versucht man ebenfalls halbwegs neue Wege zu gehen. Statt stur das Questlog abzuarbeiten, soll hier die dynamische Welt miteinbezogen werden. Zwar gibt es einen roten Pfaden mit typischen Quests (hole das Amulett aus der Mine), aber der Weg zum Ziel soll dynamisch verlaufen und dem Spieler auch die Notwendigkeit zum handeln aufzeigen, da die Welt auf ihn angewiesen ist inkl. der Bewohner von Norrath (so heißt die Spielwelt). Die Mine könnte so zum Beispiel von Orks überrannt worden sein, oder aber von Goblins. Diverese Wendungen könnten so das Spielerlebnis jedes mal verändern.

Everquest Next könnte defintiv frischen Wind bringen ins MMORPG Genre und gerade die Mincraft Elemente haben durchaus ihren Reiz. Ich hatte schon öfter das Gefühl, dass der Markt einfach mit viel zu vielen Klonen bombardiert wird, die alle der Spur von World of Warcraft folgen. Everquest Next wird im Kern auch den selben Pfad folgen, aber einige kreative und neue Ansätze bringen. Zwar erfinden sie das Rad nicht neu, aber ich denke man sollte das Spiel auf dem Radar behalten. Ob all diese netten Ideen auch in der Realität gut funktioniert bleibt abzuwarten. Wünschen würde ich es mir, dass es klappt, denn dem Genre fehlen eindeutig Innovationen.

Für die Beta kann man sich übrigens hier anmelden.

Geschrieben von : Sebastian

29 Jahre alt mit großer Leidenschaft für Videospiele, gebürtiger Mittelhesse und Träumer. Fan von virtuellen Abenteuern seit frühster Kindheit und unverbesserlicher Optimist. Wer etwas will, findet Wege! Wer etwas nicht will findet Gründe! Fragen? Anregungen? Sonstiges? Kontakt: redaktion@karasugames.de

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