Fans von Raumjägern und SpaceSims mussten eine lange Durststrecke überstehen, wenn man bedenkt das mit Freelancer im Jahre 2003 das letzte erwähnenswerte Spiel dieser Gattung auf dem Markt erschien. Zwischenzeitlich versuchten es einige Titel, um nochmals am Erfolg von Freelancer anzuknüpfen. X-Rebirth ist vor wenigen Wochen grandios gescheitert und kassierte heftige Kritik für viele und vor allem schwerwiegende Bugs.
Starpoint Gemini scheiterte ebenfalls vor rund 2 Jahren daran in die Fußstapfen des 10 Jahre alten Titels zu treten. Zwar gab es alle Features die man sich für ein derartiges Spiel wünscht, aber wurden diese technisch gesehen schlecht umgesetzt und auch die Vertonung war nicht wirklich gelungen. Die Kämpfe langweilten leider schnell, auch wenn Flottenkämpfe und aufrüstbare Schiffe Motivation versprachen.
Nun versucht das kroatische Team Little Green Men es nochmal mit Starpoint Gemini 2. Die Early Access Version zeigt allerdings bereits, dass das Entwicklerteam aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt hat.
Star Point Gemini 2 Early Access unter die Haube geschaut
Die spielbare Version v0.6004 enthält bisher viele der Features, die für die finale Version angekündigt worden sind. Man kann sich also bereits einen sehr guten Eindruck über das Spiel verschaffen. Allerdings kann man sich bisher nur im Sandbox-Modus austoben, da die Kampagne leider noch nicht intigriert worden ist. Eine deutsche Version des Spiels befindet sich ebenfalls in Arbeit, aber im Moment steht nur die englische Version zur Verfügung. Nachdem das Intro auf das Setting und die Hintergrundstory eingestimmt hat geht es auch schon direkt los mit dem ersten Anfängerschiff und dank der gut erklärten ingame Tutorials findet man sich auch recht schnell zurecht. Die Tutorials an sich sind zwar nur Textfenster mit Bildern, aber erfüllen ihren Zweck voll und ganz.
Anders als in den meisten SpaceSims sind die Sektoren nicht voneinander abgegrenzt und nicht via Sprungtor miteinander verbunden . Man könnte also einfach ins Blaue fliegen, bis man irgendwann irgendwo wieder ankommt. Dies bietet viel Raum für Entdecker und solche die es noch werden wollen. Um große Distanzen zu überbrücken gibt es dann aber doch eine kleine Komfortfunktion: mit Hilfe von Portalen (sogenannten T-Gates) kann man große Entfernungen schnell überbrücken, allerdings kostet dies auch eine Menge Credits (Geld). Jedenfalls stellt sich sofort das Gefühl ein, dass man sich tatsächlich in einem riesigem Universum befindet, welches man frei erkunden kann und das gefällt mir persönlich ziemlich gut. Beim sinnlosen herum fliegen habe ich öfters Stationen oder Anomalien entdeckt. Gerade letztere sind interessant, da man dafür Credits und XP erhält, sofern man sie analysiert.
Die Präsentation an sich kann größtenteils ebenfalls sehen lassen. Zwar wird Starpoint Gemini 2 keinen Preis für die schönste Grafik gewinnen, aber sie wirkt dennoch ansprechend. Explosionen und Waffenfeuer sehen ebenfalls recht nett aus. Bei der Sound hingegen gefiel mir ziemlich gut auf den ersten Blick, ohne allerdings wirklich herausragend zu sein. Die musikalische Untermalung ist schön futuristisch, aber drängt sich zu keiner Zeit auf und die englische Stimme des Schiffscomputers wirkt ebenfalls gut besetzt. Einzig den Sound der Waffen könnte ich bemängeln – dieser ist zwar nicht schlecht, aber hätte man besser machen können und es kann sich noch ändern über die nächsten Monate.
Größter Kritikpunkt des Vorgängers ausgemerzt? Die Steuerung
Eine Unterstützung für Gamepads und Joysticks gibt es bisher noch nicht in Starpoint Gemini 2, aber man arbeitet daran. Per Maus lässt sich das Schiff allerdings gut bedienen, auch wenn die Maussteuerung teilweise noch sehr träge reagiert und noch überarbeitet werden muss – aber es handelt sich noch um die Alpha-Version. Per Tastendruck kann man auf Wunsch auch die sogenannte Turret-View aktivieren, was für gute Übersicht im Gefecht sorgt. Desweiteren aktiviert man per Leertaste den Selection Mode und kann bequem das Interface oder die Skill-Leiste bedienen. Besonders gut hat mir das kontextsensitive Menü gefallen, welches man per Klick auf die mittlere Maustaste abruft. So klickt man beispielsweise eine Raumstation an, erhält man die Option anzudocken oder sich automatisch anzunähern. Hingegen kann man über selbiges Menü bei gegnerischen Schiffen die diversen Subsysteme anvisieren und nach dem Kampf den Loot einsammeln. Funktioniert sehr gut und komfortabel und auch sämtliche Menüs wirken bisher aufgeräumt und übersichtlich. Allerdings gefällt mir persönlich das Design der Menüs noch nicht, aber dies ist noch nicht zwangsläufig final und auch eine sehr subjektive Einschätzung.
Wo wir gerade bei Loot waren: Auch Starpoint Gemini 2 besitzt wieder Rollenspiel-Elemente, genauer gesagt kann man diverse Fähigkeiten skillen oder upgraden. In der derzeitigen Version sind 4 Waffenskils (Plasma, Beam, Railgun, Heavy Weapon)s und mit weiteren 5 Unterpunkten enthalten. Damit erhöht man beispielsweise die Reichweite der Waffen, erhält die Chance erhöhten kritischen Schaden zu verursachen, mehrere Geschosse auf einmal abzufeuern oder Schilde des Gegners zu ignorieren. Außerdem gibt es noch 20 Perks mit 3 Ausbaustufen, mit deren Hilfe man sich auf gewisse Schiffe oder Waffen stärker spezialisieren kann. Mit Hilfe der Perks kann man z.B. die Ausbeute beim Abbau von Asteroiden erhöhen oder die Effektivität von Waffen vervielfachen. Mit Hilfe der Perks und Skills kann man seinen Charakter also wunderbar auf die eigene Spielweise anpassen und dies lädt zum Herumprobieren ein. Gerade mit den Fähigkeiten von Crew Mitgliedern ergeben sich so viele Möglichkeiten, sich und sein Schiff zu spezialisieren.
Missionen oder lieber Handeln?
Was wäre eine SpaceSim ohne das gute alte Konzept des Handels oder des Erzabbaus? Richtig, es geht einfach nicht ohne. Die bisher integrierten Missionen sind eigentlich relativ typische Kost vom Schlage „Vernichte Raumschiff X“ oder „Bringe Objekt A nach B“. Nichts wirklich berauschendes, aber ganz nett für Zwischendurch sicherlich. Wer will macht sich selbständig und kauft einen Frachter um sich durch Handel eine goldene Nase zu verdienen.
Ist man an einer Raumstation angedockt stehen einem mehrere Optionen zur Verfügung. Natürlich gibt es eine übersichtliche Handelsfunktion und ein Trockendock, in dem man Schiffe kaufen oder verkaufen kann. Über den Hangar wechselt man die Schiffe, sofern man mehrere besitzt. Die Subsysteme und Waffen der Schiffe sind frei anpassbar, wenn man das Geld dafür besitzt und es können auch Soldaten mitgeführt werden. Diese Soldaten dienen als Enter-Kommando oder zur Verteidigung. Es gibt also viele Schrauben, an denen man drehen kann beim Ausrüsten des Schiffs – man kann sich sogar gegen oder auf Hacking-Angriffe spezialisieren. Wirkt aber alles auf den ersten Blick relativ verwirrend.
Durch das komfortable Looting System geht auch der Erzabbau schnell von der Hand: Asteroid anfliegen, zerstören und schon erscheint einer kleiner Button, über den man alles sofort Looten kann. Spezielle Bergbau Laser oder ähnliches habe ich noch nicht entdeckt beim Antesten.
Über 70 Raumschiffe soll das fertige Spiel bieten, welche sich über das praktische „Compare“ Menü der Schiffswerft wunderbar mit dem aktuellen Schiff vergleichen lassen. Wie man sieht haben die Entwickler auf jeden Fall aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt. Die Schiffe selbst unterscheiden sich natürlich stark voneinander, je nach Schiffstyp. Fracher, Fregatten, Jäger, Dreadnoughts uvm. – es gibt Schiffe in jeder Form und Größe. Übrigens kann man auch eine Crew anheuern, die unterschiedliche Vorteile für das eigene Schiff mit sich bringen wie beispielsweise erhöhte Schildaufladekapazität, Wendigkeit oder Boni für die Waffen. Natürlich kostet diese Crew regelmäßig Unterhalt. Wer will kann auch mehrere Schiffe und Crews nutzen und eine Flotte gründen, was natürlich stark den Geldbeutel strapaziert.
Die Kämpfe hingegen benötigen noch eine Menge Feinarbeit. Mir gefällt es zwar, dass ich während dem Kampf unterschiedliche Objekte und Skills benutzen kann, aber die Gegner KI ist noch verbesserungswürdig. Es steckt aber auf jeden Fall eine Menge potential drin, der Feinschliff fehlt allerdings.
Übrigens: Starpoint Gemini 2 bietet vollen Support für das Modding und es soll bereits eine Full Conversion in Arbeit sein mit Mass Effect Raumschiffen. Generell hören die Entwickler sehr darauf, was die Fans von sich geben und versuchen dies nach Möglichkeit auch umzusetzen (sofern sinnvoll natürlich). Ich finde das in der heutigen Zeit bemerkenswert und es ist auch bemerkenswert, dass sich jetzt schon eine derartig enthusiastische Community gebildet hat. Der Modding Support ist ein gewaltiger Pluspunkt für Starpoint Gemini 2.
Kann Starpoint Gemini 2 nun Freelancer das Wasser reichen?
Noch viele kleine Kritikpunkte
Viele der Dinge können sich aber noch ändern, da es sich wie gesagt „nur“ um eine Alpha-Version handelt. Ein weiterer großer Pluspunkt des Spiels ist, dass die Entwickler die Nähe zu den Spielern suchen und auch wirklich auf deren Feedback eingehen und auch umsetzen. Das finde ich klasse.
Den richtigen Weg eingeschlagen