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Left 4 Dead im Warhammer Universum. So oder so ähnlich wird Warhammer: The End Times – Vermintide wohl gerne beschreiben. Ganz so daneben liegt man mit dieser Beschreibung auch nicht, bedient sich das Spiel doch (glücklicherweise) an dem bekannten Spielprinzip von Left 4 Dead samt einiger seiner Mechaniken.
Jedoch handelt es sich keinesfalls um einen simplen Klon der Zombiehatz, sondern erweitert das Spielprinzip sinnvoll. Darüber hinaus bietet Warhammer: The End Times – Vermintide wesentlich mehr Langzeitmotivation. Dennoch gibt es noch einige Dinge, die optimiert werden müssen.
Worum geht es in Warhammer: The End Times – Vermintide?
Der Hintergrund
Geschichtlich angesiedelt ist das Spiel in der End Times Ära von Warhammer. Die komplette Welt von Warhammer steht im Zeichen einer kataklysmischen Apokalypse und droht unterzugehen. Zeitgleich drängen die sogenannten Skaven an die Oberfläche und greifen Städte und Völker aus dem Untergrund heraus an. Skaven sind rattenartige Humaniode, die so groß wie Menschen sind und dabei auch noch über eine relativ hohe Intelligenz verfügen.
Bei Warhammer: The End Times – Vermintide geht es um den Angriff der Skaven auf die Stadt Ubersreik, welche zur Reikland Provinz gehört und somit eine imperiale Stadt ist. Die Spieler schlüpfen dabei in die Rolle von 5 unterschiedlichen Kämpfern, wobei eine Taverne als Ausgangspunkt für die Missionen genutzt wird. Die 13 Missionen des Spiels drehen sich um die Verteidigung der Stadt und dem Zurückdrängen der Skaven.
Die 5 Klassen von Warhammer: The End Times – Vermintide
Mit jeweils 4 Spielern gleichzeitig (oder 3 Bots) zieht man in die Schlacht gegen die schier endlose Menge an Ratten. Die Zusammenstellung der Spielergruppen ist dabei letztendlich egal, da alle Klassen Allrounder sind. Sie besitzen jeweils eine Nah- und eine Fernkampfwaffe. Jedoch unterschieden sich die Waffen teilweise drastisch voneinander und definieren das Gameplay. Wer seinen Zwerg mit Schild und Axt ausrüstet kann sich sehr gut verschanzen und Gegner zurückstoßen.
Rüstet man ihn allerdings mit einem großen Streithammer aus fetzt er sich durch die Massen an Ratten. Der Inquisitor und die Waldläuferin hingegen bevorzugen eher schnelle Waffen wie Dolche oder Rapiere.
Man kann sich also durchaus durch seine Waffenwahl auf eine Rolle spezialisieren . Wer mit Schwert und Schild unterwegs ist verfügt über höhere Ausdauer, die zum Blocken benötigt wird und ist somit beispielsweise quasi ein Tank .
Eine besondere Mechanik bietet der Feuermagier. Benutzt er seinen Stab und wirft mit Feuerzaubern um sich erhitzt er selbst. Überhitzt man, nimmt man Schaden und muss sich wortwörtlich erst abkühlen.
Im Verlauf des Spiels erhält man für jede Klasse immer mehr Waffen. Dadurch entsteht eine gewisse Langzeitmotivation, vor allem da man seltenere Waffen auch noch aufrüsten kann und ihnen damit besondere Eigenschaften verleihen kann.
Die Missionen von Warhammer: The End Times – Vermintide
Wie spielt sich also eine typische Mission? Jede der Missionen verfügt über unterschiedliche Aufgaben, die erfüllt werden müssen. Die Maps an sich sind fast immer linear aufgebaut, was aber nicht weiter störend ist. Die Ziele der Missionen sind ebenfalls immer unterschiedlich. So müssen wir beispielsweise in einer Mission Nahrung aus einem Lager beschaffen und auf ein Schiff tragen. Oder aber, wir greifen ein Lager der Ratten an und versuchen deren Belagerungsmaschinen zu zerstören. Dafür benötigen wir Fässer mit Schießpulver, die wir heran schleppen müssen und um sie danach als Bombe zu missbrauchen. Für Abwechslung ist also gesorgt.
Auf dem Weg zu all diesen Missionszielen werden hunderte an Ratten abgeschlachtet. Warhammer: The End Times – Vermintide ist dabei nicht zimperlich, denn es fließt viel virtuelles Blut. Aber man fühlt sich dabei, wie mitten in einer Schlacht aus einem Herr der Ringe Film. Das „Mitten Drin Gefühl“ macht auch viel vom Spielspaß aus. Einzig das Feedback im Nahkampf könnte teilweise etwas besser sein. Aber das ist nur Meckern auf hohem Niveau.
Siegt zusammen oder sterbt alleine
Schon wie bei Left 4 Dead liegt der Fokus von Warhammer: The End Times – Vermintide auf dem Teamplay. Wer alleine durch die Gegend rennt wird sehr schnell ins virtuelle Gras beißen. Immer mal wieder greifen wahre Horden von Gegnern die Gruppe an, welche Einzelgänger sofort in den Tod reißen.
Den Spielern stehen neben den Waffen zusätzlich noch diverse Items zum Heilen zur Verfügung und Tränke, die den Charakter schneller laufen oder härter zuschlagen lassen. Auch Bomben gibt es zu finden. Munition für Fernkampfwaffen ist begrenzt und so muss man auf dem Weg Kisten zum Nachfüllen von Pfeilen und Kugeln finden. Aber nur in den wenigsten Leveln gibt es stets für jeden Spieler einen Heiltrank bzw einen Verbandskasten. Man muss also haushalten und die HP der gesamten Gruppe im Auge behalten – Teamplay durch und durch.
Ich zieh mir mal einen Helden an Land
Zwischenzeitlich tauchen spezielle Gegnertypen auf, wie zum Beispiel der sogenannte Packmaster. Dieser benutzt einen langen Stab mit Greifarm und zieht damit unvorsichtige Spieler aus der Gruppe heraus. Hier muss das Team schnell reagieren und den Packmaster ausschalten. Andernfalls wird das Opfer in einer Gruppe von Gegnern gezogen. Der Ratling Gunner hingegen besitzt eine Art Minigun und nimmt einen Spieler ins Visier – reagiert die arme Seele nicht wird er in sekundenschnelle durchlöchert. Hier hilft es nur noch in Deckung zu springen und zu hoffen, dass das Team den Gunner ausschaltet.
Wie man es auch schon aus Left 4 Dead kennt gibt es immer mal wieder Überfalle durch Gegnerhorden. Diese werden per Hornstoß angekündigt und zwingen die Helden dazu, sich gemeinsam gegen die unzähligen Ratten zu wehren.
Innerhalb der Missionen hat man wieder und wieder stressige Situationen und der Adrenalin Level wird dementsprechend hoch gehalten. Verliert ein Spieler all seine Lebenspunkte sackt er auf dem Boden zusammen. Andere Spieler können nun versuchen, ihm aufzuhelfen. Passiert dies nicht stirbt der Charakter, kann aber im späteren Verlauf der Mission wiederbelebt werden – sofern es die Gruppe zu dritt überhaupt bis dahin schafft. Denn gerade auf den höheren Schwierigkeitsgraden ist das Spiel angenehm bockschwer und bietet eine echte Herausforderung.
Optional kann man innerhalb der Mission den Schwierigkeitsgrad nochmals erhöhen, um am Ende höherwertige Beute zu erhalten. In jedem Level sind sogenannte Grimoires und Folianten versteckt. Diese Bücher blockieren jeweils einen Slot für Heal Item und/oder einen Trank Slot. Darüber hinaus wird die HP der gesamten Gruppe verringert. Schafft man es jedoch mit maximal 3 Foliaten, Extra-Würfeln und Grimoires durch die Mission wird die Chance beim Würfeln drastisch erhöht. Das ohnehin schon recht schwere Spiel wird hiermit nochmals um einiges schwerer.
Left 4 Dead meets Diablo – Looten und Aufwerten
Am Ende jeder Mission wird gewürfelt. Abhängig vom Schwierigkeitsgrad (es gibt 5 unterschiedliche) und den gefunden Folianten und Grimoire wird die Chancen auf einen guten Wurf erhöht. Die Belohnung sind neue Waffen, aber nicht zwangsläufig für die zuletzt gespielte Klasse. Bei den Waffen geht es allerdings nicht um Erbsenzählerei wie man es aus MMOs kennt. Die Waffen unterscheiden sich hauptsächlich in ihren Mechaniken und Geschwindigkeiten und das ist auch gut so.
Waffen können in der Schmiede verbessert oder zerlegt werden. Darüber hinaus kann man 5 Waffen einschmelzen und 1 neue der nächst höheren Stufe dadurch erhalten. Das Farbschema kennt man aus beinahe jedem MMO: weiß, grün, blau, lila, rot. Die Langzeitmotivation von Warhammer: The End Times – Vermintide basiert also auf dem Diablo Effekt: einen neuen Level erreichen und neuen, besseren Loot erhalten. Dies motiviert und macht eine Menge Laune.
Grafik und Sound von Warhammer: The End Times – Vermintide
Grafik und Atmosphäre
Die Grafik von Warhammer: The End Times – Vermintide ist sicherlich nicht bahnbrechend und wird auch unter Garantie keine Kinnladen herunter klappen lassen. Aber sie hinterlässt dennoch einen sehr guten Eindruck, was vor allem der Architektur der Level geschuldet ist. Man fühlt sich wirklich ein bisschen wie in einer Stadt aus dem Mittelalter, die gerade unter Belagerung steht. Die Grafik fängt auch sehr gut das Warhammer Setting ein.
Im Kampf selbst trumpft die Grafik allerdings auf, denn wenn man die Gegner vermöbelt spritzt viel virtuelles Blut und abgetrennte Körperteile fliegen durch die Gegend. Dadurch entsteht eine recht hohe Immersion – ein sauberer Kampf mit Nahkampfwaffen ohne derartige Effekte würde schlicht seltsam wirken.
Auch wenn alle Level in und um die Stadt Ubersreik spielen, ist dennoch genügend Abwechslung geboten und es wurde mit viel Liebe zum Detail an den einzelnen Level gefeilt.
Der Sound
Beim Sound fallen besonders die genialen Sprecher der einzelnen Helden auf (nur englische Sprachausgabe). Immer mal wieder melden sich diese innerhalb der Missionen zu Wort oder kommentieren das Geschehen – oder aber sie nehmen es auf die Schippe. Das gibt viele Pluspunkte für die Atmosphäre!
Ansonsten gibt es auch beim Sound kaum etwas zu beanstanden. Die passend wirkende Musik bleibt entweder wunderbar unauffällig im Hintergrund oder treibt bei Hordenangriffen den Plus hoch – genauso wie ich es mir von einem solchen Spiel erwarte.
Die Musik des Spiels stammt von Jesper Kyd, welcher schon in einigen anderen hochkarätigen Titeln für den Soundtrack verantwortlich ist (diverse Assasssins Creed, Borderlands und Hitman Spiele).
Auch die Waffen klingen gut. Schlägt der Hammer auf einen Gegner ein klingt dies sehr dumpf – so wie man es sich eben von einem Hammer erwartet. In Sachen Sound verhält sich Warhammer: The End Times – Vermintide genau wie bei der Grafik: eher hohes Niveau, aber nicht überragend.
Das Fazit zu Warhammer: The End Times – Vermintide
Persönlich hat mich Warhammer: The End Times – Vermintide durchaus überrascht, da ich das Spiel überhaupt nicht auf dem Radar hatte und es nur von einem kleinen und relativ unbekannten Studio entwickelt worden ist. Dazu hege ich eine latente Abneigung gegenüber „Klon“ Spielen, die sich an anderen Verkaufshits bedienen. Eigentlich wollte ich auch Warhammer: The End Times – Vermintide dort einordnen – ein Left 4 Dead, nur mit Mittelalter/Fantasy Setting.
Aber meine Skepsis verschwand direkt nach den ersten Missionen. Man erkennt zwar sofort einige Left 4 Dead Mechaniken direkt wieder (beispielsweise das Spieler immer mal wieder aus der Gruppe gezogen werden), aber es spielt sich meiner Meinung nach viel intensiver. Das liegt einfach an den sehr intensiven Nahkämpfen und den durchaus unterschiedlichen Missionen. Auch die Grafik trägt viel dazu bei, da sie sehr stimmig ist und eine beklemmende Atmosphäre schafft.
Darüber hinaus weiß das Loot System durchaus zu überzeugen und brachte mich dazu eine Missionen nach der anderen erneut zu spielen. Einfach nur, weil man hofft am Ende eine neue, bessere Waffe zu erhalten und diese dann im Anschluss anzutesten. Spätestens auf den höheren Schwierigkeitsgraden muss man sich Rücken an Rücken mit den Mitspielern zielstrebig durch die Level arbeiten – äußerst packende Action!
Der intensive und fetzige Nahkampf, das Lootsystem, das Warhammer Setting (endlich mal keine Zombies!) und die durchaus unterschiedlichen Missionen und Aufgaben machen aus Warhammer: The End Times – Vermintide mehr als nur einen Left 4 Dead Klon. Zwar gibt es hier und dort noch kleinere Bugs, aber diese werden relativ zügig von den Entwicklern ausgemerzt.
Wer also Co-Op Spiele dieser Art mag, sollte sich dieses Spiel unbedingt zulegen. Sich zu viert durch die rund 20-30 minütigen Missionen zu schnetzeln macht eine Menge Laune.
Warhammer: The End Times – Vermintide ist vielleicht das beste und motivierendste Co-Op Spiel dieses Jahres und der niedrige Kaufpreis von unter 30 Euro macht es beinahe zu einem Pflichtkauf. Bitte mehr davon!