Polizei: Schwerer Schlag gegen Boerse.bz

So langsam wird es ernst für Anbieter von illegalen digitalen Angeboten in Deutschland. Nachdem die Hintermänner von diversen Movie-Streaming Plattformen an den Kragen ging trifft es nun die Betreiber der äußerst beliebten Plattform boerse.bz.

Auf boerse.bz finden sich diverse Download Links zu unterschiedlichen Angeboten wie Filme, Software, Videospiele, Ebooks- im Prinzip alles was man digital erwerben kann. Anders als bei Torrents oder ähnlichen Peer-to-Peer Systemen werden die Downloads auf One-Click-Hostern angeboten. Hierbei handelt es sich um Server, auf denen man Daten hochladen kann, auf die andere Personen via direktem Link zugreifen können. Allerdings ist die Download-Geschwindigkeit oft begrenzt, sofern man kein Abonnement beim jeweiligen Hoster besitzt.

In den letzten Jahren löste diese Variante der digitalen und illegalen Verbreitung von urheberrechtlich geschützten Inhalten die Torrents im deutschsprachigem Raum ab. Anderes als bei Peer-to-Peer Verbindungen verteilt man die runtergeladenen Inhalte nicht, sondern lädt sie „nur“ herunter. Strafrechtlich gesehen hat dies den Vorteil, dass man hier keine horrenden Strafsummen als Entschädigung zahlen muss. Gerade in den USA wurden hier teilweise drakonische Strafen verhängt, da man über Torrent ja nicht nur runterlädt, sondern auch als Verteiler fungiert. Strafen mit weit über 250.000 US-Dollar waren keine Seltenheit.

Laut der Staatsanwaltschaft Köln hat boerse.bz eine Reichweite von rund 2,7 Millionen Nutzern im deutschsprachigem Raum.

121 Wohnungen durchsucht. Nutzer der Seite ebenfalls in Gefahr?

Wie die Staatsanwaltschaft Köln mitteilte wurden rund 400 Beamten in 14 Bundesländern eingesetzt, um 121 Wohnungen nach Beweismitteln zu durchsuchen. Federführend bei dieser Aktion war die Staatsanwaltschaft Köln, welche durch die Hilfe und die Anzeige der GVU (Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen) und der Anwaltskanzlei Waldorf Frommer anfing in der Sache boerse.bz zu ermitteln. Man ging dabei davon aus, dass die Betreiber der Seite durch das illegale bereitstellen von Angeboten mehrere tausend Euro pro Monat an Einnahmen erzielten.

Auch wenn mehrere Personen in die Fänge der Polizei gerieten ist boerse.bz selbst weiterhin erreichbar, da die Seite auf den Seychellen registriert ist und die Daten auf einem Cloudserver ausgelagert sind – außer Reichweite der deutschen Justiz. Ob die Seite weiter betrieben wird bleibt abzuwarten.

Anders als bei Kinox.to, welches auch vor kurzem hoch genommen wurde, sieht die rechtliche Lage hier anders als. Bei Kinox.to handelt es sich um eine Streaming-Plattform und Streaming selbst stellt immer noch eine rechtliche Grauzone dar –  bei boerse.bz sieht die Sache anders aus, denn hier handelt es sich um tatsächliche Downloads, für welche man belangt werden kann.

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Auf boerse.bz findet man eine Sammlung von illegalen Download Links. Es ist fraglich, ob die Seite auch weiterhin im Betrieb bleiben wird.

Laut dem Kölner IT-Anwalt Christian Solmecke aber noch kein Grund zur Panik. Das Nutzen des Portals sei erstmal nicht strafbar, sofern man nichts runterlädt oder gar hochlädt. Und selbst wenn man doch etwas dort herunterlädt, werden kann man anhand der IP-Adresse laut dem Anwalt nur 7 Tage verfolgt werden. Länger werden unsere Bewegungen im Internet nicht gespeichert.

Ob sich die Strafverfolgung nun tatsächlich auch gegen die Nutzer der Plattform richtet wird angezweifelt, da sich Abmahnungen beim „schlichten“ Downloaden von Inhalten selten lohnen. Man sei laut mehreren Experten eher daran interessiert die großen Fische dingfest zu machen und konzertiere sich wohl eher auf ähnlich große Portale.  Eine Garantie gibt es dafür natürlich nicht.

Meine Meinung dazu?

Das Urheberrecht ist natürlich ein wichtiges Gesetz und ich verstehe auch, dass der Medienindustrie zumindest theoretisch viel Geld durch die Lappen geht durch Portale wie boerse.bz. Wer sich dort einmal umschaute fand beinahe alles, was man möchte. Betriebssysteme samt Cracks, eBooks, Musik, Videospiele und vieles mehr. Es ist also richtig derartige Angebote vom Netz zu nehmen aus Sicht der Industrie.

Aber ich finde hier zeigt sich wieder einmal wie wunderbar doch Lobby-Arbeit in Deutschland funktioniert. 400 Beamten und Razzien in 14 Bundesländern in 121 Wohnungen – das ist schon eine gewaltige Größenordnung. Ich frage mich bei sowas dann aber immer wieder gerne, wieso denn unsere Strafverfolgung so effizient beim Verteidigen der Urheberrechte ist, während organisierte Verbrecherbanden offen agieren können in diversen Milieus.

Es zeigt einfach nur mal wieder, dass unser Staat besonders effizient ist wenn es um die Rechte der Industrie geht, nicht aber wenn es um die Rechte der Bevölkerung geht. Zumindest habe ich diese subjektive Wahrnehmung in den letzten Jahren gewonnen. Ich würde mir wünschen, dass ähnliche Schläge gegen Schwerverbrecher gelingen und nicht nur weil das Urheberrecht mal wieder in Gefahr war.

Vielleicht liege ich damit auch total falsch, aber zumindest mir kam es so vor, dass sich die Behörden besonders ins Zeug legen, wenn eine Lobby im Hintergrund nach vorne peitscht.

 

Quellen: reddit.com, presseportal.de, wbs-law.de

 

 

Geschrieben von : Sebastian

29 Jahre alt mit großer Leidenschaft für Videospiele, gebürtiger Mittelhesse und Träumer. Fan von virtuellen Abenteuern seit frühster Kindheit und unverbesserlicher Optimist. Wer etwas will, findet Wege! Wer etwas nicht will findet Gründe! Fragen? Anregungen? Sonstiges? Kontakt: redaktion@karasugames.de

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