World of Warcraft dominiert die MMO-Szene seit mittlerweile 10 Jahren ohne das der Thron auch nur ansatzweise anfing zu wackeln. Viele Thronanwärter kamen und gingen, aber World of Warcraft blieb immer auf dem ersten Platz. Die einzige Hoffnung auf eine Wachablösung sollte ausgerechnet vom selben Entwickler kommen – Blizzard Entertainment. Aber das ist nun Geschichte, denn das unter dem Codenamen Titan entwickelte Spiel wurde nun überraschend nach 7 Jahren Entwicklung von eingestellt.

 

Hoffnungsträger Titan

Das MMOs eine Menge Geld abwerfen (können) ist bekannt. World of Warcraft beschert Blizzard regelmäßig Jahresumsätze jenseits der 1 Milliarde US-Dollar Marke – selbstverständlich verlockte dies viele Entwickler dazu auch ein Stück von diesem Kuchen abzubekommen. Die Folge davon war eine regelrechte Übersättigung des MMO-Marktes, jedoch konnte sich kein Spiel wirklich durchsetzen gegen den Klassenprimus WoW. Selbst mit starken Lizenzen und durchaus soliden Spielen biss man sich die Zähne aus. Bestes Beispiel hierfür ist Star Wars: The Old Republic. Ein durchaus solides Spiel, dem allerdings sehr schnell die Spieler davon liefen und man notgedrungen auf Free2Play umstellen musste, was geglückt ist und dem Spiel neues Leben in Form von Spielern einhauchte.

Andere Spiele waren zwar neben World of Warcraft erfolgreich, allerdings weit entfernt von den erfolgen des 10 Jahre alten Spiels. Jedoch hörte man immer wieder und wieder den Satz „Ich freue mich schon auf Titan“.  Man ist von Blizzard sehr hohe Qualität gewöhnt und man erwartete von Titan nichts anderes als eine Revolution des MMO Genres. Dabei gab es keinerlei Details zu dem Spiel und Blizzard kündigte es nicht mal offiziell an, gab aber zeitgleich zu dass es sich in Entwicklung befände. Nun ist es jedoch seit einigen Tagen ganz offiziell, dass Titan eingestellt worden ist.

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World of Warcraft dominiert den Markt seit mittlerweile 10 Jahren – keine Änderung in Sicht

Chris Metzen (Vice President of Creative Development) und Mike Morhaime (CEO Blizzard Entertainment) gingen dabei etwas näher auf die Umstände, welche zum Ende des Projekts führten. Bereits vor einem Jahr wurde das Projekt neugestartet, da die Ergebnisse der letzten 5 Jahre nur unzureichend gewesen sein. Man wollte Evaluieren und erneut anfangen mit der Entwicklung. Diese Evaluierung führte jedoch dazu, dass man Titan nun zu Grabe trug.

Man habe laut Aussage der beiden Entwickler den Spaß und die Leidenschaft nicht gefunden für das Spiel. Zwar besitzt man die handwerklichen Fähigkeiten um ein gelungenes MMO zu produzieren, aber man sei dennoch unzufrieden damit gewesen. Chris Metzen verglich diesen Prozess dabei mit alternden Rockbands: man weiß wie man Musik macht, aber irgendwann müsse man einfach auseinander gehen um neue Impulse zu finden. Titan habe zwar viele gute Ideen gehabt, aber diese hätten einfach nicht wirklich zueinander gepasst.

Immense Entwicklungskosten, aber kein gemeinsamer Nenner

Die Entscheidung das Spiel nach rund 7 Jahre andauernder Entwicklungszeit zu den Akten zu legen ist für Blizzard nicht untypisch. Bereits in der Vergangenheit beendete man die vielversprechenden Projekte Starcraft Ghost (First / Third Person Shooter) und das beinahe fertiggestellte Point&Click Adventure Warcraft Adventures nach langer Entwicklungszeit ohne sie zu veröffentlichen. Weshalb stellt man Spiele ein, die viel Zeit und Ressourcen aufgebraucht haben? Die beiden Entwickler liefern die Antwort und erklärten Blizzards Firmen-Philosophie: Man kappt lieber ein Projekt, als das man ein Spiel veröffentlichte, welches die Beziehung zu den Spielern und deren Vertrauen in die Firma zerstören könnte. Einleuchtend, auch wenn es sehr drastisch ist.

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Für Starcraft Ghost existierte bereits ein Intro-Cinematic, dennoch wurde der Titel nie veröffentlicht

Drastisch vor allem, wenn man sich die bisherigen Produktionskosten für Titan vor Augen führt. Michael Pachter (Analyst für Videospiele, Social & Digital Media, Electronics bei Wedbush Securities) ist einer der großen Experten innerhalb der Branche. Pachter geht dabei von rund 140 Millionen US-Dollaer aus, welche innerhalb der 7 Jahre verbrannt worden seien. Der unabhängige Analyst Billy Pidgeon warf gegenüber gamesindustry.biz die Zahl 50 Millionen US-Doallar Entwicklungskosten in den Raum. Fest steht jedenfalls, dass es eine größere Summe war.

Nach 7 Jahren endlich Informationen zu Titan

Nachdem Bekanntwerden des Endes von Titan meldeten sich auch erstmals anonyme (Ex)Mitarbeiter von Blizzard und verrieten Details zu Titan selbst. Jedoch arbeiteten bzw. testeten diese Quellen laut der englischsprachigen Website Kotaku.com an Titan vor dem Neuanfang in 2013. Intern wurde der Name Titan 2013 bereits abgelegt von Blizzard.

Laut den Informanten sollte der grafische Stil  von Titan irgendwo zwischen Team Fortress 2, den Starcraft 2 Cinematics und dem Animationsfilm Die Unglaublichen liegen – der Comic-artige Stil ist beinahe ein Markenzeichen von Blizzard. Das Spiel selbst hätte eine Kreuzung aus Die Sims, Second Life und Team Fortress 2 werden sollen. Als Setting wurde eine Sciene-Fiction Variante der Erde gewählt, auf der sich 3 Fraktionen eine Art kalten Krieg liefern. Die Spieler hätten sich einer dieser Fraktionen anschließen können.

Titan galt als der kommende Hoffnungsträger im MMO Sektor

Titan galt als der kommende Hoffnungsträger im MMO Sektor

Tagsüber sollten die Spieler normalen Handwerken nachgehen und gemeinsam eine Stadt aufbauen und mit NPCs interagieren können und sogar Familien gründen können (angeblich wurden sogar ehemalige Maxis Mitarbeiter für diesen Spielaspekt angeheuert. Maxis zeichnet sich für Die Sims Reihe verantwortlich). Dabei hätte man diverse Berufe ausgeführt wie Mechaniker oder Händler und hätte auch eigene Geschäfte führen können. Nachts hingegen hätte man in geheimen Operationen gegen die anderen beiden Fraktionen gekämpft. Auf diese Art hätte eine dynamische und lebendige Welt mit lauter Städten entstehen sollen. Die Interaktionen mit NPCs hätte eines der Kernelemente des Spiels sein sollen.

Sicherlich werden in der nächsten Zeit noch weitere Details zu den Konzepten von Titan ans Licht kommen.

Was geschieht aber nun mit den Ressourcen, Technologien und Erfahrungen aus der 7-jährigen Entwicklungszeit? Blizzard gehört zu Activision, deswegen ist durchaus denkbar, dass einige der Ideen aus Titan ihren Weg in das erst kürzlich erschienene Destiny gefunden haben könnten. Das Setting und die Grundidee ähneln sich zumindest stark.

Wie geht es weiter nach Titan?

Fans von World of Warcraft könnte das Beenden von Projekt Titan jedenfalls erfreuen, da nun wohl sehr viele Ressourcen aus Titan in World of Warcraft übergehen werden – in Form von Mitarbeitern und Technologie. Laut Chris Metzen wird man auf seinen Wunsch hin noch sehr viele Jahre an dem Spiel arbeiten und es weiter verbessern. Laut den anonymen Insidern wurden die an Titan beteiligten Entwickler unlängst wieder auf andere interne Teams verteilt und werden sicherlich größtenteils an World of Warcraft mitarbeiten. Es ist also denkbar, dass der Klassenprimus von diesen neuen Impulsen durchaus profitieren könnte. Dies wäre auch nötig, denn die aktiven Spielerzahlen haben sich mittlerweile halbiert (rund 6 Millionen Abonnenten).

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Laut Aussagen von Metzen wollte man ohnehin nie „die MMO Firma“ sein und sich darauf festlegen lassen, da man das erfolgreichste MMO aller Zeiten erschaffen hat. Generell scheint es so als Blizzard generell flexibler sein möchte, was man an dem erfolgreichem Hearthstone und dem kommendem Heroes of the Storm sehen. Beide Spiele hatten eine verhältnismäßig kurze Entwicklungszeit. Der Markt ist mittlerweile einfach zu schnelllebig geworden, als das man einfach Spiele über mehr als 5 Jahre entwickeln könne – was eigentlich typisch für Blizzard und deren hohen Qualitätsanspruch an sich selbst ist.

Ein wohl weiterer wichtiger Grund für das Beenden von Titan wird wohl sein, dass beide Spiele eben doch nicht so unterschiedlich hätten sein können wir erhofft und das man sich gegenseitig die Kunden streitig gemacht hätte.

Fakt ist nun aber, dass die erhoffte Genre-Revolution wohl ausbleiben wird. World of Warcraft wird man nicht drastisch verändern. Viele Fans von MMOs dürften nun bitter enttäuscht sein. Auch ich persönlich hatte große Hoffnung gehabt, dass Titan endlich den so heiß ersehnten frischen Wind bringen würde. Nun liegt es wohl an anderen Firmen endlich das Szepter vom mittlerweile etwas angestaubten World of Warcraft abzunehmen.

 

Geschrieben von : Sebastian

29 Jahre alt mit großer Leidenschaft für Videospiele, gebürtiger Mittelhesse und Träumer. Fan von virtuellen Abenteuern seit frühster Kindheit und unverbesserlicher Optimist. Wer etwas will, findet Wege! Wer etwas nicht will findet Gründe! Fragen? Anregungen? Sonstiges? Kontakt: redaktion@karasugames.de

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