In den letzten Jahren ist die Auswahl an Videoschnittprogrammen für den heimischen PC immer größer geworden. Ein Trend auf dem Markt der Schnittsoftware ist ganz eindeutig, dass die Grenze zwischen Schnittsoftware für Profis und für den gelegentlichen Hobbyfilmer immer mehr verschwimmt. So bemühen sich viele Hersteller von Schnittsoftware mittlerweile darum, das Interface übersichtlich und logisch zu gestalten. Dieser Text wirft ein genaueres Schlaglicht auf Preis, Leistungsumfang und Benutzerfreundlichkeit der Programme Avid Media Composer, Adobe Premiere und DaVinci Resolve.
Der Dinosaurier unter den Schnittprogrammen
Sage und schreibe 30 Jahre ist es her, dass der amerikanische Hersteller Avid die erste Version des Media Composers auf den Markt brachte. Damals war das Programm eine wahre Revolution. Denn der digitale Videoschnitt steckte noch im Anfangsstadium, das analoge Schnittverfahren unter Zuhilfenahme eines Schneidetischs war Branchenstandard. Der erste Media Composer von 1989 ermöglichte erstmals den nicht-linearen Videoschnitt. Eine Revolution für die Branche und eine ganz neue Möglichkeit, Videoschnitt zu betreiben. Fast jährlich erscheint seitdem eine aktualisierte Version der Software. Er zählt bei Film- und Fernsehproduktionen immer noch als die Standardsoftware im Videoschnitt. Das wichtigste Argument, weshalb Fernsehstationen weltweit auf den Media Composer setzen ist seine große Verlässlichkeit. Die Software ist so konzipiert, dass Ausfälle und Abstürze praktisch nie vorkommen. Gerade deshalb wird etwa bei Live-Übertragungen von TV-Shows oder Fußballspielen auf Avid-Software gesetzt. Denn einen Ausfall, insbesondere bei solchen Übertragungen, möchten TV-Stationen in jedem Fall verhindern. Probleme bei der Übertragung würden nicht nur Fußballfans in aller Welt enttäuschen: Auch ganze Industriezweige verlassen sich auf eine reibungslose Übertragung von Sportereignissen. So ist es beispielsweise für Anbieter von Live Wetten wie bet365 enorm wichtig, dass die Übertragung von Sportereignissen fehlerfrei funktioniert. Denn diese Art von Wetten erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Doch diese Unternehmen sind nicht die einzigen: So kann sich ein Fernsehsender auch großen Ärger mit Unternehmen einhandeln, die Werbespots im laufenden Programm schalten, wenn eine reibungslose Übertragung nicht gewährleistet ist. Allerdings hat sich im Bereich Interface und Benutzerfreundlichkeit seit dem ersten Composer wenig geändert. Für Einsteiger wirkt das etwas altmodische Interface, verbunden mit der schier unendlichen Zahl an Menüs und Untermenüs, kompliziert. Auch der Preis von 1352 Euro für die Dauerlizenz zeigt, dass sich dieses Programm eher an Profis richtet.
Premiere ist halb so alt
Mit einer Bestandsdauer von mittlerweile 17 Jahren ist die Videoschnittsoftware Premiere Pro des amerikanischen Herstellers Adobe schon einige Jahre auf dem Markt vertreten. Auch von diesem Programm gibt es beinahe jährlich eine neue Version. Schon die Urversion Premiere 1.0 richtete sich sowohl an Profis als auch Hobbyfilmer. Da zu diesem Zeitpunkt allerdings kaum ein Privathaushalt über einen Computer mit den nötigen Systemvoraussetzungen verfügte, waren die ersten Kunden dennoch meist Profis. Die Version Premiere 6 aus dem Jahr 2001 richtete sich dann zum ersten Mal explizit auch an Amateure, die auf dem heimischen PC ihre Videos bearbeiten wollten. Nachdem die vergangenen Versionen immer wieder mit Stabilitätsproblemen zu kämpfen hatten, läuft die aktuelle Version mittlerweile laut Testergebnissen recht stabil. Ein großer Unterschied zum Avid Media Composer ist das Interface, das deutlich übersichtlicher und in sich logisch daherkommt. Hinzu kommt die Möglichkeit seit 2013, das Programm nicht mehr auf herkömmlichem Wege zu erwerben, sondern ein Abo abzuschließen. Für 23 Euro im Monat erhält man die Software sowie die Möglichkeit, Updates kostenlos herunterzuladen und beim Erscheinen einer neuen Version diese ebenfalls kostenlos zu downloaden.
DaVinci Resolve gibt es umsonst
Der größte Unterschied zwischen Media Composer und Premiere auf der einen Seite und DaVinci Resolve auf der anderen Seite ist, dass letztgenanntes Programm in einer Liteversion vollkommen kostenlos heruntergeladen werden kann. Wobei der Name Liteversion ein wenig irreführend ist, denn auch in dieser Version sind alle Funktionen freigeschaltet, die zur professionellen Videobearbeitung benötigt werden. Die Vollversion kostet circa 300 Euro und bietet noch einige zusätzliche Features. Ansonsten besticht Resolve durch ein modernes, aufgeräumtes Interface und läuft stabil. Die Software des australischen Herstellers Blackmagic Design schneidet bei Tests regelmäßig als Sieger ab und wurde in den letzten Jahren stetig verbessert. Mit Resolve Fusion enthält das Programm zusätzlich ein vollumfängliches Animationsprogramm und mit Fairlight FX ein starkes Tool zur Audiobearbeitung.
Welche Software ist die Beste?
Abschließend lässt sich sagen, dass es die beste Schnittsoftware nicht gibt. Stattdessen muss jeder individuell für sich entscheiden, für welche Bereich er die Schnittsoftware nutzen möchte. Im professionellen TV-Bereich ist der Media Composer unangreifbar, für nicht ganz so professionelle Filmemacher empfiehlt sich entweder Premiere Pro oder DaVinci Resolve.