Kickstarter ist ja bekanntlich ein neuer Hort für gute und meist auch kreative Ideen – gerade was Computerspiele betrifft. Die meisten Publisher sind in der heutigen Zeit nämlich gnadenlos darauf orientiert, das Maximum an Geld zu erwirtschaften bei geringstem Risiko. Diese Haltung kann man auch erwarten, da es sich meistens um Aktiengesellschaften handelt, die ihren Aktionären natürlich auch Rechenschaft ablegen müssen. Das Problem an der Sache ist, dass dies natürlich der Tod für kreative oder neue Wege ist, da man sich lieber auf altbewährtes setzt (hallo jährlicher Call of Duty Aufguss).
Umso schöner ist es da, dass Kickstarter mittlerweile schon so das ein oder andere Spiel abseits des Publisher Mainstreams ermöglicht hat. Besonders heraus gestochen hat hier Star Citizien, welches insgesamt allein über Kickstarter 2 Millionen US-Dollar erhalten hat von Unterstützern. Insgesamt sind es laut der offiziellen Website nun schon 8 971 772 US-Dollar (Stand 29.04.2013).
Ein für tot erklärtes Genre kehrt zurück
Jetzt stellt sich einem die Frage, wieso denn so eine gewaltige Summe durch Freiwillige zustande kommen kann und die Industrie dieses Genre einfach komplett ignoriert hat. Die letzte wirklich ernsthafte Weltraumflug-Simulation erschien immerhin 2003 mit Freelancer oder die eher mäßig erfolgreichen Ableger der doch recht zähen X-Serie und es befindet sich derzeit auch neben Star Citizen keine andere nennenswerte Simulation in der Entwicklung. Das wirft nun ein ganz schlechtes Licht auf die Publisher, da sie diese Weltraumspiele tatsächlich für tot erklärt haben. Ego-Shooter und MMOs waren der ganz große Trend der letzten Jahre und das wird wohl auch weiterhin so bleiben – große Käuferschicht und wohl eher überschaubares Risiko. Bloß nichts neues ausprobieren, was sich evtl. als Ladenhüter herausstellt.
Fast 9 Millionen Dollar bei ungefähr 165 000 Spendern ist schon eine beachtliche Summe. Übrigens war Star Citzien die am meisten mit Geld unterstützte Crowd-Founding Aktion auf Kickstarter. Chris Roberts trägt mit seinem legendären Namen natürlich auch einen großen Teil am Erfolg, da er unter anderem verantwortlich für die Wingcommander Serie war.
Vor ungefähr 10 Jahren sah alles noch etwas anderes, denn irgendwie waren dort Entwickler und Publisher noch um einiges kreativer und vor allem mutiger. Man versuchte sich ständig an neuen Spielideen und so wurde hier der ein oder andere Grundstein für erfolgreiche Serien der heutigen Zeit gelegt. Nun aber scheint sich fast alles darum zu drehen, den Massenmarkt zu treffen und möglichst viele DLC zu verkaufen. Beste Beispiele dafür sind wohl leider die Mass Effect und Dragon Age Serien. Waren jeweils die ersten Teile noch anspruchsvoller und eher in Richtung „Oldschool“ Rollenspiel, wurden die zweiten Teile vollkommen auf Action und simple Bedienung getrimmt, was auch natürlich einen großen Aufschrei innerhalb der Community nach sich zog. Beim dritten Teil der Mass Effect Reihe versuchte man dann einen Kompromiss aus „Hirn aus, Action rein“ und forderndem Rollenspiel zu finden – immerhin. Der dritte Teil von Dragon Age wird erst noch erscheinen und es gibt noch keine Details darüber, aber man kann hoffen, dass man diese Lektion gelernt hat.
Auf Kickstarter finden sich übrigens noch weitere durchaus interessante Spiele, die sich Abseits der „Generation Konsolen-Spiele“ bewegen und vielleicht einen Blick wert sind. Und vielleicht haben wir ja Glück und die großen Publisher werden wieder etwas mutiger und versuchen sich auch an neuen Wegen statt den üblichen Klonen. Triple A Produktion hin oder her, ein Assassins Creed 3 wurde doch schon recht eintönig gegen Ende. All diese Spiele sind sicherlich nicht schlecht, aber manche wünschen sich eben doch eher anspruchsvolle Spiele. Der Erfolg von X-COM und Dark Souls sind hier ein deutlicher Beweis dafür.
Ich jedenfalls hoffe, dass Chris Roberts die hohen Erwartungen erfüllt und uns hier ein Glanzstück unter den PC-Spielen bringen wird. Die Zeichen stehen gut.